Tipps für einen entspannten Spaziergang

Der Hund zerrt dich durch die Gegend, pöbelt Radfahrer an, will Kinder fressen und wälzt sich in jeder sich bietenden Drecklacke. Bellt und knurrt Artgenossen an und verrichtet sein Geschäft in Nachbars Vorgarten. Genau so sollte ein entspannter Spaziergang nicht verlaufen. 

Warum eigentlich spazieren gehen?

Die erste Antwort darauf ist logisch und nicht anders vermeidbar – der Hund muss sich lösen. Das Spazierengehen beinhaltet jedoch sehr viel mehr Faktoren als dass mein Hund Gassi macht. Zum einen dient das Rausgehen mit deinem Vierbeiner zur Bindungsstärkung. Gemeinsam, als Rudel unterwegs, verbringt ihr Zeit miteinander. Der Hund möchte und sollte sich dabei auf dich verlassen können. Sofern das gelingt stärkt das die Bindung von Hundehalter und Hund.

 

Ein weiterer Faktor sind die Begegnungen mit anderen Hunden, Erwachsenen, laufenden Kindern, Radfahrern, Autos – kurz gesagt: der Umwelt. Dein Vierbeiner sollte an all das positiv gewöhnt sein, weil es einfach kein Drumherum gibt.

 

Zusätzlich möchte dein Hund auch seinen Bedürfnissen nachgehen. Dazu gehört das Erkunden seiner „Home Range“ – also der Umgebung seines Reviers. Mit dem „Markieren“ setzt er ein Zeichen, mit seiner Nase erkundet er wer von seinen Artgenossen bereits hier war. Gerüche von anderen Tieren, wie Wild können vor allem für Jagdhunde interessant sein.

 

Des weiteren dient der Spaziergang auch der körperlichen Auslastung deines Hundes. Manche Hundehalter nutzen das Rausgehen auch für die Sozialisierung, in dem sie mit anderen Hundehaltern zusammen spazieren gehen. 

Wie viel Auslauf braucht mein Hund?

Bei Welpen und Junghunde gilt allgemein die Regel „5 Minuten pro Lebensmonat“ um Gelenke des noch wachsenden Hundes zu schonen. Wie viel Auslauf dein erwachsener Hund braucht, ist abhängig von Rasse, Gemüt, Alter, Erkrankungen und welche Aufgaben dein Hund sonst noch täglich bewältigt. Weitere Infos dazu wie viel Auslauf dein Hund wirklich benötigt bekommst du entweder beim Züchter oder bei einem Hundetrainer. Körperliche Auslastung ist sehr wichtig, was dabei aber nicht vergessen werden darf ist, dass dein Hund auch geistig gefördert werden muss. 

Wie gestalte ich den Spaziergang?

Habe ich einen entspannten Spaziergang geplant, sollte ich den auch entspannt starten. Also beginnt das Projekt schon beim Anlegen des Halsbandes und der Leine. Sollte ich den Hund mit Stimme und Körper aufgeregt mitteilen, dass es endlich raus ins Freie geht, wird dieser diese Energie auch annehmen und bei erster Gelegenheit wahrscheinlich in die Leine donnern. Wichtig ist, dass dein Hund beim Anlegen von Halsband und Leine entspannt dasitzt, der Hundehalter dabei ruhig und gelassen ist und ihr gemeinsam auch mit dieser Energie Haus und Grundstück verlasst.

 

Ist der Start gut gelungen gelten auch schon die Regeln für das Verhalten draußen. Die konkreten Regeln setzt ihr als Hundehalter fest und nicht der Hund. Wichtig dabei ist, dass diese Regeln von Anfang bis Schluss gelten. Unter anderem soll die Leine locker geführt werden und andere Hunde oder Mitmenschen sollen in Ruhe passiert werden können. Solltest du deinen Hund frei laufen lassen wollen, gelten hier noch weitere Regeln.

Mein Hund im Freilauf

Du möchtest deinen Hund freilaufen lassen? Hier gibt es jedoch einiges zu beachten. Zu allererst musst du dich an das österreichische Gesetz halten. Generell gilt in Österreich Leinen- ODER Maulkorbpflicht. Dabei kann jede Gemeinde jedoch die Regelung verändern. Also informiere dich zu allererst wie es in deinem Dorf bzw. in deiner Stadt geregelt ist.

 

Wenn du deinen Hund freilaufen lassen möchtest, müssen einige Grundvoraussetzungen schon gegeben sein. Die Grunderziehung des Hundes sollte abgeschlossen sein und Kommandos wie Sitz, Fuß, Platz, Hier und Bleib sollten aus jeder Entfernung reibungslos funktionieren. Vorsicht geboten ist bei einigen Rassen, die zum Jagen neigen – hier wäre es ratsam zumindest eine Schleppleine zu verwenden.

 

Der Hund sollte in jedem Fall immer am Weg bleiben und nicht in Felder (Wild) oder sogar auf die Straße laufen. Ein Tipp von mir ist das Kommando „raus da“. Dabei soll der Hund den Untergrund wechseln. Zum Beispiel vom Feld auf den Weg zurück. Ein weiteres nützliches Kommando ist „Weiter“. Riecht der Hund am Boden etwas für ihn Interessantes (womöglich einen Giftköder) das er auch gerne verschlingen würde, gibt man das Kommando „Weiter“ um zu vermeiden, dass er etwas Giftiges frisst. Das Kommando „Weiter“ dient auch dazu ihn von ungünstigen Stellen wie einer Hauseinfahrt oder einem Misthaufen weg zu bekommen oder auch ihn zu animieren weiter zu gehen, sollte er zu lange trödeln.

 

Außerdem sollte dein Hund nie zu weit weg von dir laufen und einen bestimmten Radius einhalten. Das ist leicht mit einer Schleppleine anzutrainieren. Wichtig ist auch, dass dein Hund dich immer im Blick hat. Das kannst du mit spontanen und lautlosen Richtungswechseln testen, ob dein Hund dich auch aus der Entfernung wahrnimmt. Der Hund sollte sich generell immer am Hundehalter orientieren und ihm folgen und nicht der Hundehalter dem Hund.

 

Eine wichtige und leider gerne vergessene Regel! Sollten Passanten oder andere Hunde deinen Weg kreuzen, ist dein Hund immer an die Leine zu nehmen oder direkt bei Fuß daran vorbei zu führen. Auch wenn dein Hund brav ist, es gibt Menschen die Angst haben vor Hunden oder vielleicht sogar allergisch sind. Dies gilt in jedem Fall zu respektieren!

 

Sollten die Grundregeln klappen und dein Hund ein Profi im Freilauf sein, kann er dich beim Fahrradfahren begleiten, beim Inlineskaten oder am Pferd bei einem Ausritt. Auch hier sollte man jedoch immer eine Leine mithaben. Die Leine sollte jedoch nie als Bestrafung verwendet werden.

Langeweile beim Spaziergang

Immer den gleichen Block um das eigene Haus zu laufen wird nach einigen Wochen dann wahrscheinlich auch für den Hund ein wenig eintönig. Daher habe ich hier einige Tipps und Tricks wie man den Spaziergang ein wenig aufregender und interessanter gestalten kann.

 

Zum einen suche dir verschiedene Wege wo du Spazieren gehen kannst. Je nach Möglichkeit kannst du ein Mal am Ortsrand spazieren gehen, auf den Feldwegen oder im Wald (unter Berücksichtigung des Wildes). Auch eine Hundefreilaufzone dient der Abwechslung. Dein Vierbeiner nimmt neue Gerüche wahr und ihr trefft eventuell auf neue Herausforderungen.

 

Während des Spazierganges kannst du tolle Übungen einbauen. Was eigentlich immer und überall zu trainieren ist, ist die klassische Unterordnung. Lass deinen Hund absetzen, ablegen, ruf ihn ins Hier. Festigt einfach unter ein wenig Ablenkung die Kommandos.

 

Am Weg befinden sich meist auch interessante Dinge die man mit einbauen kann. Zum Beispiel einen Stein oder einen Baumstamm wo dein Hund drauf oder drüber springen kann. Ein paar dünnere Bäume wo man gemeinsam Slalom laufen kann oder ein Bach wo er sich im Sommer die Beine ein wenig abkühlen kann. Am Boden wirst du sicher auch den ein oder anderen Stock finden den dein Hund tragen kann, sollte er das Apportieren mögen. 

Andere Hunde, Passanten und Todfeinde

In Österreich sind ca. 600.000 Hunde gemeldet. Ca. 420 davon leben in der Stadt Mattersburg. Dass dir ein anderer Hundebesitzer mit Hund beim Spaziergang entgegen kommt ist also wahrscheinlich. Für einige Hundebesitzer ist das nach wie vor eine unangenehme Situation. Manche Hunde reagieren negativ nicht nur auf Vierbeinige Artgenossen, sondern auch auf Radfahrer oder Passanten die zu Fuß unterwegs sind.

 

Egal auf was dein Hund reagiert, zu allererst ist es wichtig, dass du, als Hundebesitzer, ruhig und gelassen bleibst. Bei sehr vielen Hundeführern ist eine angespannte Haltung, eine straffe Leine und das Weiße in den Augen zu sehen. Wenn der Hundebesitzer jedoch nicht entspannt bleibt, hat der Hund natürlich auch keinen Grund dazu und sieht das gegenüber Kommende als Bedrohung wahr. Daher – achte auf deine Körpersprache: Schultern zurück, einatmen, Arme und Hände locker. Der Hund sollte neben und nicht vor dir gehen. Sollte dein Hund Probleme mit anderen Hunden oder Passanten haben, auf keinen Fall den Hund absetzen und das „Problem“ vorbeigehen lassen. Wichtig ist nämlich, dass du die Situation übernimmst und nicht geschehen lässt. Des weiteren ist dein Hund dann noch mehr auf das Problem fixiert weil er ja nichts anderes zu tun hat. Ein Verhalten zu unterbinden funktioniert nur, solange man dem Hund auch ein Ersatzverhalten zeigt.

 

Natürlich gibt es dann auch die sogenannten Todfeinde. Obwohl sich dein Hund mit 95% aller Artgenossen verstehen, gibt es da den einen Rüden aus der Nachbarschaft der sprichwörtlich "stinkt" - und das ist auch in Ordnung. Dein Hund muss auch nicht alle anderen Hunde mögen – jedoch akzeptieren, dass sie einfach anwesend sind für kurze Zeit. Hier gelten die gleichen Regeln wie oben beschrieben. Zusätzlich helfen kann hierbei ein Signal mit dem man die Aufmerksamkeit zu sich holt, damit man leichter vorbeigehen kann. Mit ein wenig Übung wird auch der Todfeind zumindest akzeptiert, wenn auch nicht geliebt werden.

Die Umsetzung der Kommandos und weitere nützliche Tipps zum entspannten Spaziergang gibt es direkt bei mir in der Hundeschule oder im Einzeltraining! 

verfasst von Barbara Fink (c). Der Inhalt basiert auf jahrelanger Erfahrung mit Hunden und Ausbildung und wurde nicht tierärztlich bestätigt.