Als Hundetrainer sollte man meinen, dass man eigentlich Hunde trainiert. Jedoch liegt die Arbeit viel mehr darin Hundehalter auszubilden und diese zu guten Hundebesitzern oder Rudelführern zu machen. Ein Hund hat keine konkrete Vorstellung davon wie sich der perfekte Hundehalter zu verhalten hat. Aber warum ist es dann so wichtig dieses Ziel anzustreben? Unsere Vierbeiner fühlen sich einfach wohler und sicherer wenn er eine Führungspersönlichkeit um sich hat an der er sich orientieren kann. Eine stabile, soziale und berechenbare Umwelt ist stressfreier für den Hund, wodurch Verhaltensauffälligkeiten oder –probleme vermieden werden.
Die Aufgabe des Hundebesitzers ist es die Regeln klar zu definieren, dem Hund zu erklären und diese in Folge auch durchzusetzen. Viele Umweltreize und für den Hund stressige Situationen hat der Vierbeiner zu bewältigen. Es wäre unrealistisch zu verlangen, dass der Hund sich immer „richtig“ verhält. Der Hundeführer zeigt ihm daher wie er mit diesen Situationen im Alltag umgeht. Mit dieser Anleitung weiß der Hund was zu tun ist bzw. wie er sich zu verhalten hat. Das gibt unseren Vierbeinern Sicherheit und ermöglicht ihm einen entspannten Alltag.
Die Grundbedürfnisse deines Vierbeiners sollten auf jeden Fall gedeckt sein: gesundes Futter, frisches Wasser, ein Schlafplatz, einen Ort wo er sich jederzeit zurückziehen kann und der Tierarzt - sollte dein Hund eine Impfung brauchen oder sogar krank sein. Hinzu kommt die finanzielle Komponente, die man bedenken sollte. Ein Hund verursacht monatliche Kosten. Sollte er krank sein, kann die Tierarztrechnung auch schon mal mehr ausmachen. Um dem Hund auch gerecht zu werden sollte man sich Fachwissen über Vierbeiner und im Speziellen der Rasse aneignen. Das ist übers Internet wie auch über Fachbücher möglich oder in einer gut geführten Hundeschule. Wenn ich diese Punkte nicht bieten kann oder sogar will, sollte man sowieso von dem Gedanken einen Hund zu nehmen Abstand nehmen.
Es gibt das Konzept des „passiven Hundeführers“. Bitte nicht falsch verstehen – das heißt nicht, dass dieser sich passiv verhalten soll. Am „passiven Hundeführer“ orientieren sich Hunde sehr gerne. Dieser ist meist besonnen, erfahren, durchsetzungsfähig, ruhig, fair, konstant und vertrauenswürdig.
Im Gegenzug dazu gibt es auch das Konzept des unterdrückenden Hundeführers. Dieser ist eher machtbesessen, unnahbar, launisch, laut und sogar ein wenig aggressiv. Hunde gehorchen auch oft bei solchen Besitzern. Es ist jedoch nicht ratsam dieses Konzept anzustreben, da Hunde hier eher aus Angst agieren, überfordert sind und sich unwohl fühlen.
Unser Ziel jedoch ist es einen Hundeführer anzustreben an dem sich die Hunde gerne orientieren. Das heißt, dass man grundlegend vorerst mehr an sich selbst arbeiten sollte als am Hund. Du solltest Emotional stabil sein, in für den Hund kritischen Situationen ruhig reagieren und ausgeglichen sein. Konkrete Anweisungen und eine klare Körpersprache hilft dem Hund auf das was du möchtest einzugehen. Unklare Kommunikation hingegen verursacht Druck und Stress und Fehler sind vorprogrammiert.
Regeln sollten klar definiert sein. Wenn der Hund diese jedoch missachtet ist das Durchsetzungsvermögen gefragt. Übertritt der Hund die Regel ist es wichtig schnell und effektiv aber ohne jegliche Aufregung einzugreifen. Dabei solltest du immer fair bleiben und auch gut wissen was du von deinem Vierbeiner schon alles verlangen kannst. Wenn du ihn überforderst sinkt zum einen die Bereitschaft des Hundes die Regeln zu befolgen und zum anderen werden so mehr Fehler verursacht die dann unnötig korrigiert werden müssen. Daher sollte man gut einschätzen können wie weit der Hund ist und welche Bedürfnisse er hat.
Ein wirklich guter Rudelführer stellt auch oft die Bedürfnisse des Hundes über die eigenen. Hiermit ist gemeint: sollte er zum Beispiel im Moment schlafen wollen und der Besitzer möchte ihn aber streicheln das Bedürfnis des Hundes nach Ruhe respektiert werden sollte.
Hunde haben auch ein gewisses Bedürfnis nach Arbeit. Jede Rasse wurde für einen bestimmten Zweck gezüchtet. Das sollte man im Alltag beachten und den Hund so gut wie möglich und gesund beschäftigen. Wichtig ist es den Hund jedoch nicht in bestimmte Situationen zu zwingen. Auch das macht einen guten Rudelführer aus, zu erkennen wie viel Zeit mein Vierbeiner mit etwas benötigt. Wenn der Hund überfordert ist, zeigt er oft Beschwichtigungssignale (Blick abwenden, ausweichen, über Nase lecken, gähnen, schütteln…). Zeigt er dies im Training kann man einfach einen Schritt zurückgehen und das bereits Erlernte festigen.
Doch wie legt man nun solche Regeln fest? Ich arbeite sehr gerne nach dem „Rahmen – Konzept“. Ehrlich gesagt habe ich die Idee meinem Partner gestohlen, die er so beim Reitunterricht anwendet. Nachdem das Konzept aber auch ideal auf Hunde umlegbar ist, möchte ich euch dieses nicht vorenthalten. Und zwar geht es darum einen bestimmten Rahmen vorzugeben in dem der Hund bestimmte Verhaltensweisen zeigen darf oder eben nicht. Der Rahmen bezieht sich auf Orte, Situationen und das Verhalten darin. Ich erkläre es anhand des Spazierganges. Ist der Hund angeleint ist der Rahmen damit ortsbezogen abgesteckt, dass heißt er darf links von mir hergehen. Er soll dabei weder zu weit nach links, rechts, vor oder hinter mir gehen. Sollte er den Rahmen verlassen, korrigiere ich ihn, damit er sich wieder darin befindet. Der nächste Rahmen beim Spazierengehen wäre der Freilauf. Der Hund weiß er darf sich im Umkreis von ca. 50 Meter bewegen (örtlicher Rahmen), dabei schnüffeln, Gassi gehen, laufen usw. (Verhaltensrahmen). Bleibt der Hund im Rahmen ist alles gut. Sollte er diesen verlassen zum Beispiel mit einer unerwünschten Verhaltensweise wie zum Beispiel Aas fressen, zu fremden Hunden laufen oder einer Katze nachjagen wird dies entweder vorab abgefangen oder korrigiert bis er sich wieder im gewünschten Verhaltensrahmen befindet. Das heißt unser Hund bekommt positives Feedback solange er sich im Rahmen befindet und sollte er den Rahmen verlassen wird dies schnell, ruhig und effektiv korrigiert. Grenzen werden so klar abgesteckt, die Konsequenz des Besitzers bleibt erhalten. Dabei beachten sollte man immer seine eigenen Emotionen. Den Hund strenger zu korrigieren, weil man einen schlechten Tag hatte ist weder fair noch vertrauenswürdig. Eine ruhige Ausstrahlung beim durchsetzen des Rahmens ist auf jeden Fall notwendig.
An Verhaltensproblemen kann man nur arbeiten solange sie auch erkannt und realistisch eingestuft werden. Zu berücksichtigen ist immer die dahinterstehende Rasse. Sollte mein Wachhund am Zaun bellen und das Grundstück beschützen ist das keine Verhaltensstörung, sondern einfach der Zweck wofür der Hund gezüchtet wurde. Es gibt jedoch auch kleine Probleme die man oft auch unbewusst als Hundeführer verstärkt. Sollte dein Hund zum Beispiel schlecht alleine bleiben können ist die Frage wie du das mit ihm trainiert hast und wie du dich beim Abschied und nach Hause kommen verhältst. Sollte dein Hund sensibel sein und es ihm schwer fallen alleine zu bleiben ist es nicht förderlich sich von dem Hund jedes Mal lange und möglichst traurig zu verabschieden. Man sollte bedacht im Umgang agieren.
In für den Hund bedrohlichen Situationen sollte man Verantwortung übernehmen. Viele Hunde haben ein Problem mit Artgenossen die beim Spaziergang entgegenkommen. Wenn ich weiß, dass mein Hund das Gegenüber gerne anknurrt oder anbellt liegt es an mir die Situation zu übernehmen und meinem Hund zu zeigen wie er stattdessen reagieren soll. Sprich ich sollte schneller agieren als mein Hund und in dem Fall die Aufmerksamkeit zu mir holen, den Hund bei Fuß nehmen und gemeinsam entspannt und locker vorbeigehen. Mein Hund wird zum einen meine Ausstrahlung wahrnehmen (ruhig und bestimmt) und außerdem Sicherheit erfahren, da ich die für ihn bedrohliche Situation übernommen habe.
verfasst von Barbara Fink (c). Der Inhalt basiert auf jahrelanger Erfahrung mit Hunden und Ausbildung und wurde nicht tierärztlich bestätigt.