Die Pubertät des Hundes

Junghunde in der Pubertät benötigen kein spezielles Training. Die Gesetze des Lernens gelten auch in der sensiblen Phase. Warum stellt sich dann jedoch das Training oder manchmal sogar der Alltag in dieser Phase als schwierig heraus?

Was versteht man unter der Pubertät?

Das Verhalten deines Hundes wird in den ersten Lebensmonaten am stärksten geprägt. Daher ist unter anderem die Pubertät eine große Herausforderung für den Hundebesitzer.

 

Die juvenile Phase des Hundes schließt direkt an die Welpenzeit an und dauert je nach Rasse ca vom 5. bis zum 24., manchmal bis zum 30. Lebensmonat. Ein äußerliches Merkmal für den Beginn dieser Zeit ist der Zahnwechsel.  Die Pubertät ist dabei nur ein Abschnitt der juvenilen Phase, dauert vom 6. bis zum ca. 12. Lebensmonat und dient zur Erreichung der Geschlechtsreife. Bei Hündinnen ist dies geprägt mit der ersten Läufigkeit, Rüden beginnen zu Markieren und ihr Bein beim Pinkeln zu heben. Nach der Pubertät folgt der letzte Teil der Jugendentwicklung – die Adoleszenz. Viele Hundebesitzer merken auch erst in dieser Phase Verhaltensänderungen, was uns zeigt, dass nicht alle Veränderungen auf die Pubertät zurück zu führen sind. 

Wie kennzeichnet sich die Pubertät beim Hund?

Außer dem Zahnwechsel ist die Phase gekennzeichnet durch starkes Wachstum, die Entwicklung der Geschlechtsmerkmale und Veränderungen im Verhalten. Manche Hunde werden in dieser Zeit sensibler, sind anfälliger für Stress, ungeduldiger, impulsiver, eigenständiger, teilweise sogar verwirrt, manchmal abwesend und abgelenkt und es sieht so aus als ob der Arbeitsspeicher auf 0 gesetzt wäre.

 

Für die Verhaltensveränderungen verantwortlich sind die Entwicklung des Nervensystems und die Veränderung der Hormone. Die wichtigsten Geschlechtshormone der Hündin sind Östrogen und Progesteron, während beim Rüden das männliche Geschlechsthormon Testosteron produziert wird. Eine weitere Rolle spielt während der Adoleszenz das Stresshormon Kortisol, das in dieser Zeit stark ansteigt. Dies ist verantwortlich für eine stärkere Sensibiltät gegenüber Stressoren. Mit ein zu schließen sind unter anderem ein ausgeprägteres Revier-, Sexual- und Jagdverhalten. 

Die Bedeutung des Welpentrainings

Die juvenile Phase des Hundes kann durch ein optimiertes Welpentraining im Vorhinein unterstützt werden. Sollte dein Welpe die Grundkommandos Sitz, Platz, Fuß usw. beherrschen ist das ohne Frage eine tolle Sache. Hier spreche ich jedoch mehr von der Integration in sein Umfeld, seiner Sozialisierung mit Artgenossen und auch Menschen. Die Bindungsarbeit sollte beim Welpen im Vordergrund stehen. Desto mehr Sicherheit der kleine Vierbeiner hier schon mitbringt, desto leichter wird er sich auch in der juvenilen Phase tun. Auch Verhaltensproblemen kann man schon beim Welpen vorbeugen. Sollte er eher hyperaktiv auf seine Umwelt reagieren wäre es wichtig an der Impulskontrolle des Kleinen zu arbeiten. Sollte dein Welpe jedoch eher ängstlich sein wäre es sinnvoll seinen Charakter zu stärken und ihn immer wieder mit neuen Reizen in einem angenehmen Umfeld zu konfrontieren. Sollte der Hund dann schon in dieser Phase lernen mit „seinen Problemen“ umzugehen, wird es ihm auch in der juvenilen Phase leichter fallen. 

Tipps für die sensible Phase

Unternimm mit deinem Hund Dinge die ihm wirklich Spaß machen. Ziel sollte sein das Erregungsniveau zu senken und die Bindung zu stärken. Je nach Hund eignen sich hierfür Spaziergänge, Radtouren, Nasenspiele, usw.

 

Im Training wäre es wichtig die Anforderungen ein wenig herunter zu schrauben. Achtung! Es gelten immer dieselben Regeln: klare Strukturen, Geduld und Autorität dürfen dabei nicht verloren gehen. Dabei sollte man jedoch bereit sein, ein paar Schritte im Training zurück zu gehen, sollte es der Hund aufgrund der hormonellen Veränderung „vergessen“ haben.

 

Wichtig ist es auch deinen Hund nie mit anderen pubertierenden Hunden zu vergleichen. Kein Besitzer – Hund – Paar ist gleich. Umwelt, Rasse usw. sind hier immer zu bedenken! Des weiteren solltest du deinen Hund auch nicht unnötiger Impulskontrolle aussetzen. Das heißt, sollte ich zum Beispiel einen Jagdhund haben, sollten man diesen in der Phase nicht unangeleint neben einem Feld wo Wild zu sehen ist freilaufen lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das schief geht ist sehr hoch. Daher sollten viele Situationen, die vorher vielleicht nicht erwähnenswert waren, einfach vermieden werden um den Hund nicht unnötig zu strapazieren. Hier sind Feingefühl und das Kennen seines Hundes gefragt.

 

Gönne deinem Hund außerdem wirklich aktive Ruhephasen wo er sich erholen und alles verarbeiten kann. Sollte dein Hund mit anderen Hunden oft spielen, beobachte das Spiel genau. Generell findet teilweise eine automatische Korrektur von „pöbelnden Junghunden“ statt. Sollte dieser jedoch nicht darauf reagieren, ist das Spiel vom Hundebesitzer zu unterbrechen. Absolut keine Lösung allerdings, ist es den „Pöbelnden“ nie zu anderen Hunden zu lassen. Die Hundegruppe sollte hier nur sorgfältiger gewählt sein und der Hund sollte davor ein wenig ausgepowert sein – dann funktioniert das mit dem Spielen meist auch einwandfrei.

 

Erwünschtes Verhalten sollte in dieser Zeit stark gelobt werden, mit Futter, Stimme, Berührung oder Spiel.

verfasst von Barbara Fink (c). Der Inhalt basiert auf jahrelanger Erfahrung mit Hunden und Ausbildung und wurde nicht tierärztlich bestätigt.