Mehrhundehaltung

Hunde sind soziale Tiere und brauchen auch Kontakt zu Artgenossen. Unsere Vierbeiner können sehr enge Beziehungen untereinander entwickeln, die auch glücklich machen. Die Interaktionen zwischen den Hunden erweist sich für den Hundebesitzer meist als spannend und oft sogar als lehrreich. Die Mehrhundehaltung sollte dennoch gut überlegt sein. 

Voraussetzungen einer Mehrhundehaltung

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Mehrhundehaltung ist, dass der erste Hund gut erzogen ist und es auch keine Probleme im Alltag gibt. Der Hund sollte gut alleine bleiben können, keine Aggression gegenüber Artgenossen oder Menschen zeigen, nicht raufspringen und die klassische Unterordnungsarbeit sollte einwandfrei funktionieren. Er sollte geübt sein in Impulskontrolle und die Frustrationsgrenze sollte nicht niedrig sein.

 

Ressourcen wie Futterplatz, Schlaf- oder Ruheplatz und eventuell ein Garten sollten zur Verfügung stehen. Jeder Hund darf jederzeit die Möglichkeit haben sich vom Rudel zurück zu ziehen. Man sollte sich auch dessen bewusst sein, dass mehr Hunde auch eine höhere finanzielle Belastung bedeuten – mehr Futter, Tierarztkosten und Pflegemittel. Ein Auto mit großem Kofferraum ist auf jeden Fall von Vorteil. 

 

Des weiteren ist es wichtig eine Adresse zu haben wo man alle Hunde hingeben kann, sobald man mal auf Urlaub oder krank ist. Einen Hund abzugeben ist meist kein Thema. Ob Oma und Opa dann jedoch auf 3 russische Terrier noch aufpassen bleibt fraglich.

 

Du solltest für die Haltung von mehreren Hunden, deinen Vierbeiner sehr gut kennen. Es ist von Vorteil zu wissen welche Signale dein Hund aussendet, wenn er sich in Gegenwart von anderen Hunden wohl fühlt (Schwanzwedeln, entspannter bzw. gebogener Körper, freundlicher und wacher Blick, Ohren neutral, die Nase verwendend…) und wie Beschwichtigungssignale deines Hundes aussehen (Lecken über die Nase, Blick abwenden, Blinzeln, sich Abwenden, Ausweichen, Gähnen, Pfote heben…). Desto besser du mit den Signalen von Hunden vertraut bist, desto schneller kannst du auch einschätzen wie die aktuelle Situation zwischen deinen Vierbeinern ist. 

Die Auswahl des zweiten Hundes

Sind die Bedingungen erfüllt bzw. geklärt, dann stellt sich als nächstes die Frage welchen Hund man denn dazu nimmt. Einen Rüden zu einem Rüden dazu zu geben oder eine Hündin zu einer Hündin kann funktionieren, jedoch konkurrieren gleichgeschlechtliche Hunde in der Regel mehr untereinander. Ein Team aus Rüde und Hündin kann sehr harmonisch werden und eine sehr enge Bindung kann entstehen. Voraussetzung dafür ist das Kastrieren von mindestens einem Hund. Ein Vorteil wäre es auch, wenn das Aussehen des ersten und zweiten Hundes ähnlich wäre. Der Welpe lernt von gleich aussehenden Hunden, was ihm später die Kommunikation mit derselben Rasse vereinfacht. Wichtig wäre auch, dass die Hunde ein ähnliches Temperament haben. Sollte der eine Hund 3 Stunden pro Tag Auslauf benötigen, während der andere gerne auf der Couch schläft, kann sich das Management als schwierig erweisen. 

Management eines Rudels

Das alltägliche Management von 2 Hunden ist ohne Frage aufwendiger als das von nur einem Hund. Hier ist auf der einen Seite Feingefühl und auf der anderen Seite Konsequenz gefragt. Beim Füttern sollte man einen bestimmten Abstand zwischen den zwei Hunden haben, des weiteren sollte man den Hund der zuerst da war auch zuerst füttern. Er ist es nicht anders gewöhnt, während der zweite die Regeln im Haus noch nicht kennt. Beim Gassi gehen sollte man sich gut überlegen wo welcher Hund geht. Hier empfehle ich auch den ersten Hund wie gewohnt zu führen und den zweiten an der anderen Hand einzugewöhnen. Wichtig wäre es, dass beide Hunde neben dem Besitzer locker herlaufen. Generell ist es ratsam für den ersten Hund so wenige Gewohnheiten wie möglich zu verändern und den zweiten Hund hier schrittweise einzugliedern.

 

Auch das Handhaben der Hunde auswärts, wenn ihr auf Besuch seid oder in einem Restaurant ist ein wenig schwieriger. Auch hier ist es ein Vorteil, wenn der erste Hund das bereits toll meistert, damit man sich ein wenig mehr auf den zweiten Hund konzentrieren kann bzw. der Neuankömmling eventuell vom Profi vielleicht auch etwas lernen kann. 

 

Im Haus selbst sollte auf sehr viele Ruhephasen geachtet werden. Hunde bewegen sich sowieso oft zu ihrem Menschen, zum Schlafplatz, zum Wassernapf oder waren erst unterwegs auf einem Spaziergang oder in der Hundeschule. Damit auch jeder Hund zur Ruhe kommt und somit auch das Erregungsniveau niedrig bleibt ist es wichtig, dass auch alle Hunde genug Schlaf bekommen. Vor allem sollte hier auch Rücksicht auf ältere Hunde genommen werden, die noch mehr Ruhe benötigen als die jüngeren.

 

Beide Hunde sollten auch Kontakt mit anderen Hunden haben. Dafür am besten geeignet wäre eine Hundeschule, wo die Sozialisierung stattfindet und auch die klassische Unterordnung trainiert wird.

Training von mehreren Hunden

Beim Training von mehreren Hunden gibt es einige Dinge zu beachten. Zum einen sollte man vor dem Kommando den Namen davorsetzen bzw. sofern beide gemeint sind, sie zusammen ansprechen mit „beide“, „alle“ oder „Hunde“. Nach der Zeit lernen diese wer gemeint ist. Auch beim Loben oder Korrigieren sollte man darauf achten, ob man alle oder nur gezielt einen Hund anspricht. Sollte man das nicht differenzieren, kann es sein, dass die Hunde auf die Kommandos nach einer Zeit generell schlechter reagieren. 

Integration des 2. Hundes

Die Integration des zweiten Hundes sollte so entspannt wie möglich ablaufen. Bevor der Hund einzieht, sollten sich beide Vierbeiner davor schon einige Male treffen. Beim allerersten Zusammenkommen ist es wichtig, dass dies auf neutralem Boden passiert, also weder bei ihm noch bei euch zu Hause. Ideal wäre wenn ein kurzer Spaziergang eingeplant wird, wo sich alle Beteiligten in eine Richtung bewegen, da dies das Erregungsniveau senkt. Dabei sollte man darauf achten, dass man nicht frontal zusammentrifft, sondern gleich losgeht und sich die Hunde mal auf ein wenig Distanz kennen lernen können, bevor sie sich beschnuppern dürfen. Hier kann man schon bei genauen Beobachten erkennen ob einer der beiden Meideverhalten zeigt (knurren, bellen, eingezogene Rute) oder sie interessiert und freudig (Schwanzwedelnd, Körper ist locker und eher gebogen als steif) begegnen.

 

Direkt beim Einzug ist darauf zu achten, dass beide Hunde gut ausgelastet sind und so in Ruhe sich im neuen zu Hause kennen lernen können. Jeder Hund braucht dabei seinen eigenen Schlafplatz und jeder Zeit einen Ort zum Zurückziehen. Wichtig ist, dass alle Regeln die für den ersten Hund gelten auch ausnahmslos für den Neuankömmling gelten (wie zum Beispiel das rauf springen auf das Sofa).

 

Damit der erste Hund sich auch wohl fühlt mit dem neuen Zuwachs, sollte es für ihn keine Änderungen im Umgang mit dem Hundebesitzer geben. Die Intensität der Zuwendung, der Fütterungsablauf und auch das Gassi gehen sollte für den ersten Hund nicht geändert werden. Dieser sollte vor allem in den ersten Tagen und Wochen sogar ein wenig mehr bevorzugt werden, damit dieser auf den neuen Hund nicht eifersüchtig wird und hier keine Disharmonie auftritt. Der zweite Hund hat vom neuen Besitzer noch nie Aufmerksamkeit bekommen, somit ist es für ihn keine Umstellung, so wie für den Ersten. Sollte jedoch der Neuankömmling mehr Aufmerksamkeit bekommen, wird der Ältere das natürlich mit dem neuen Hund negativ in Verbindung bringen.  

Probleme in der Mehrhundehaltung und Lösungsansätze

Wie bereits erwähnt ist es wichtig, dass der erste Hund gut erzogen und unkompliziert im Alltag ist. Sollte das nicht der Fall sein, wird der Neuankömmling eventuell negative Verhaltensweisen übernehmen. Das kann das Jagdverhalten, Aggression anderen Hunden oder Menschen gegenüber, Territoriales Verhalten (Bellen am Zaun), das Ziehen an der Leine, das Stehlen von Essen, Futterneid, uvm. betreffen.

 

Wenn sich die Hunde untereinander einfach nicht verstehen wollen, kann dies mehrere Gründe haben. Zum einen kann eine bestimmte Ressource Konkurrenz auslösen – das betrifft Futter, Schlafplatz, die Couch, ein Spielzeug oder am schlimmsten der Hundebesitzer. Hier gilt es das Management in Hinblick auf Füttern, Schlafplatz und Spielen anzupassen bzw. sollte man als Hundebesitzer die Ressource um die gestritten wird darstellen, mit Feingefühl die Bindung zwischen den Hunden stärken. Das geschieht am besten bei gemeinsamen, anfangs reizarmen Beschäftigungen wie dem Spazierengehen, gemeinsamen Kuscheln zu Hause, Bürsten beider Hunde nacheinander oder auch dem abwechselnden Leckerli geben beim Training.

 

Trainiert werden in diesem Hinblick sollte auch die Frustrationsgrenze der einzelnen Individuen. Leider funktioniert es nicht immer zu hundert Prozent alle Hunde gleich zu behandeln. Solltest du zum Beispiel einmal zum Tierarzt müssen und der zweite Hund muss im Auto bleiben, wäre der Hund der alleine im Auto warten muss schon im Nachteil. Oder sollte nur ein Hund ein Medikament verabreicht bekommen oder eine bestimmte Pflege benötigen, wäre eventuell auch wieder der zweite benachteiligt. Auch beim Spaziergang kann es passieren, dass ein Vierbeiner eine tolle Stelle mit der Nase entdeckt und bevor der Zweite hin darf geht es auch schon weiter. Es passiert also viel schneller als man denkt und es ist einfach nicht zu vermeiden. Die Hunde müssen also lernen mit Frust umzugehen. Das ist am besten gezielt und anfänglichs einzeln und später dann in der Gruppe zu trainieren.

 

Sollten die Hunde tatsächlich aggressiv aufeinander reagieren, sollte man dies so schnell wie möglich ändern. Zum einen ist Aggression in geringer Dosis erlaubt. Also sollte zum Beispiel der alt eingesessene Hund schlafen wollen und der junge Welpe, der noch keine Individualdistanz gelernt hat, auf dem Älteren herumtanzen, darf dieser ihn mit einem Knurren, Ohrenanlegen oder einfach nur der Veränderung der Körperhaltung schon zurechtweisen. Der junge Hund lernt dadurch, dass er in diesem Moment einfach Abstand halten soll. Die Individualdistanz muss respektiert werden um spätere ernsthafte Streitigkeiten zu vermeiden. Sollte der junge Hund nicht darauf reagieren, darf man als Hundehalter eingreifen und den jungen zurechtweisen – hier auf keinen Fall den Älteren tadeln.

 

Sollte die Aggression zunehmen und es nicht nur bei einem drohenden Knurren bleiben, muss man an mehreren Ecken feilen. Wichtig ist, dass beide Individuen körperlich, wie auch geistig komplett ausgelastet und gesund sind. Die Haltung der Hunde sollte überdacht bzw. hinterfragt werden (in Bezug auf Futterplatz, Schlafplätze, Gassirunden, Hundeschule, usw.). Des weiteren sollte man den Auslöser vermeiden bzw. falls dieser nicht vermeidbar ist, als Hundebesitzer vorab reagieren. Sollte zum Beispiel der Auslöser ein Spielzeug im Garten sein, wäre es von Vorteil entweder 2 davon zu haben oder das Spielzeug weg zu räumen sollte es zum Streit führen. Handelt es sich um etwas das ich nicht ändern kann, sollte entweder mit dem Hund trainiert werden der das Problem verursacht und/oder an der Frustrationsgrenze des anderen gearbeitet werden. 

verfasst von Barbara Fink (c). Der Inhalt basiert auf jahrelanger Erfahrung mit Hunden und Ausbildung und wurde nicht tierärztlich bestätigt.